Visus(=Sehschärfen)minderung

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Andrea mit Roman
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Visus(=Sehschärfen)minderung

Beitrag von Andrea mit Roman » 14.01.2011, 10:34

Hoi mitenand
Wir haben Roman bei einer Seh-/Blindenberatungsstelle abklären lassen, weil die Frage im Raum stand, ob er grün blau blind ist.
Wir haben uns an die gewendet, weil der Augenarzt und andere Aerzte nicht in der Lage sind, Roman mit seinen eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten auf Farbenblindheit zu testen.
Wir sind in jährlichen Augenarztkontrollen mit ihm beim Chefarzt in der Abteilung für Kinderaugeheilkunde am Kantonsspital.

Jetzt wurde uns gesagt, bei der Sehberatungsstelle, dass Roman nur einen Visus (=Sehschärfe) von 0.4 bis 0.6 hat, d.h. er sieht nur 40-60 % scharf.
Das ist auch nicht mit einer Brille korrigierbar, da kann man nur Brechungsfehler auskorrigieren. Dafür sieht er die Farben-ein kleiner Trost.
Die Sehfähigkeit ist anscheinend eine Hirnleistung, denn die Netzhaut ist ein Teil des Gehirns. Und wenn verschiedene Wahrnehmungsprobleme da sind wie bei Roman und eine grosser geistiger
Entwicklungsrückstand, dann kann man nicht sagen, wo das Problem wirklich liegt. Denn ein Seheindruck wird an 30 Schaltstellen verarbeitet/weitergeleitet zu einem scharfen Bild

Hat das jemand auch mit seinem Kind?
Das solle bei Kindern mit DS öfters vorkommen!?! Davon habe ich noch nie gehört bisher. Von Brechungsfehlern und der erhöhten Gefahr des grauen Stars schon.
Im Alltag bemerkten wir nicht, dass Roman schlechter sieht.
Aber der Berater hat mir gesagt, dass es sehbehinderte Kinder mit einer Sehschärfe von 10% gibt, denen man nichts von ihrem Problem in Alltag anmerkt (Lesen und Schreiben ist aber sehr wohl ein Problem).
Ein Visus von nur 50 % bedeutet, dass Roman auch beim Lesen und Schreiben eine genügend grosse Schrift bräuchte (Erstklassschrift) schwarze Linien, kein Bleistift, starke Kontraste etc.
Noch ist er nicht soweit intellektuell, dass es vom Lesen und Schreiben her ein Thema wäre.
Mit einem Visus von unter 60% darf man nicht mehr Autofahren (spielt zwar für Roman keine Rolle, aber so hat man eine Vorstellung von der Sehfähigkeit.)

Irgendwie bin ich gefrustet, wieder einmal etwas nicht erkannt und verpasst trotz Kontrollen! Wozu gehe ich dann regelmässig zum Augenarzt? Den werde ich nun wechseln.
Denn Sehschärfe ist anscheinend auch trainierbar. Aber die Sehfähigkeit ist mit 10-12 Jahren ausgereift.
Der Chefaugenarzt schrieb immer, alles sei in Ordnung, obwohl er nun ein Visus von 0.1 bis 0.3 feststellen konnte, er sagte immer, mangels Kooperation von Roman.
Er kam nie auf die Idee, seine Ergebnisse zu hinterfragen. Und uns an die Beratungsstelle weiterzuleiten. Was er aber durchaus tue bei nichtbehinderten Kindern.

Wieder ein Etikett mehr, eine Zusatzbeeinträchtigung.
An Romans Leben ändert sich zwar nichts durch die neue Diagnose. Es wird nicht schlimmer, denn so wie er sieht, hat er ja schon immer gesehen. Ausser dass wir nun ev.
doch noch eine Fachperson mehr engagieren werden die mit ihm arbeiten wird.

Nachdem ich gestern nochmals mit der Beratungsstelle telefoniert hatte, war ich wieder ziemlich down. Das hat Roman gespürt, als ich ihn abends ins Bett brachte, Mami ist mit den Gedanken anderswo und traurig.
Da hat er mich einige Male mit extragrossem Lachen angestrahlt!
Das ist Romans grosse Stärke , Gefühle und Stimmungen zu erfassen, da ist er manchem von uns voraus in der Entwicklung!


Nachdenkliche Grüsse


Herzliche Grüsse
Andrea mit Roman (5/2000), DS, und grossem Bruder (97)

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