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Andrea mit Roman
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Trampolin

Beitrag von Andrea mit Roman » 07.04.2012, 19:54

hallo Rob
da du ja neu im Forum bist und dein Fachwissen als Physiotherapeut zur Verfügung stellst, was ich toll finde, wollte ich fragen, was oft diskutiert wird:
würdest du ein Kind mit DS Trampolinspringen lassen zusammen mit anderen Kindern?
Der Kinderorthopäde, der Roman regelmässig untersucht, rät davon ab wegen einer möglichen Instabilität der Halswirbelsäule, sagt, dann könne er seine Muskeltonus nicht einstellen, wenn andere Kinder springen.
Roma hat keine diagnostizeirte Atlasverschiebung, aber der Arzt sagt, das könne sich jederzeit einstellen.

Wenige Eltern lassen Kinder gar nicht Trampolin springen.
Und wieder andere - sogar viele-lassen die Kinder so springen wie sie wollen, auch zusammen mit anderen Kindern.
Hast du Erfahrung damit?

Herzliche Grüsse


Herzliche Grüsse
Andrea mit Roman (5/2000), DS, und grossem Bruder (97)

Rob van Berkum
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Trampolin

Beitrag von Rob van Berkum » 11.04.2012, 22:19

Hallo Andrea und Roman,

Wenn ich aufstehe, belaste ich meinem Kopf mit rund 1 Fmax/g. (g-Beschleunigung bezeichnet man die Belastung eines Körpers durch Beschleunigung) Beim Nicken beträgt der Belastung auf dem Kopf ebenfalls 1 Fmax/g. Einbeinsprung belastet der Kopf mit 2.5 Fmax/g. Bei einen 2 Beinsprung ist der Kopf eine Belastung von fast 6 Fmax/g ausgesetzt. Es ist deshalb verständlich, dass der Orthopäde zur Vorsicht mahnt.

Wieso gibt es denn unterschiedliche Meinungen?
Vielleicht hilft folgendes Beispiel. Wann habe ich ein erhebliches Risiko mein Fussgelenk zu verstauchen? Nicht beim Fussballspielen, da bin ich vorbereitet und mein Muskulatur ist ebenfalls gut vorbereitet um das Gelenk zu schützen... Wenn ich jedoch die Treppe runter komme und ich schon meine, ich habe die letzte Stufe hinter mir und denn kommt doch noch eine Stufe da ist das Verletzungsrisko sehr gross. Ich bin nicht vorbereitet bin und meine Muskulatur ist ebenfalls total überrascht und kann so seine Schutzfunktion des Sprunggelenks nicht wahrnehmen.

Kinder mit Trisomie 21 haben bekanntlich eine geringere Muskelspannung (hypotonus). Diese unterscheidet sich jedoch von Kind zur Kind erheblich. Genauso wie bei gesunde Kinder, welche auch unterschiedliche Muskelspannung haben.

Beim Trampolinspringen bin ich wie beim Fussballspielen gut vorbereitet. Das Verletzungsrisiko ist dementsprechend gering. Meine Muskulatur kann meine Gelenke gut schützen. Bin ich allein auf dem Trampolin, werde ich niemals von etwas überrascht womit ich nicht gerechnet habe. Ich kontrolliere alles und das Verletzungsrisiko ist am geringsten.
Rob van Berkum
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Rob van Berkum
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Trampolin Teil 2

Beitrag von Rob van Berkum » 11.04.2012, 22:55

Wenn ich nun der Problematik bei Kinder mit Trisomie 21 anschaue, gibt es meiner Meinung nach folgendes zu beachten. Durch die Hypotonie sind die Gleichgewichtsreaktionen normal, kommen jedoch leicht verzögert. Auch ist der Beweglichkeit der Gelenke in der Regel grösser als normal. Die Kapselbänder (Ligamente) können ebenfalls etwas weniger straff sein. Das nicht optimal zusammenarbeiten der Muskulatur rund der Wirbelsäule (Kokontraktionen) (Lauteslager 2000) kann ein weiteres Problem darstellen.

Das Risiko einer Verletzung ist also grösser bei 3.21 Kinder. Das gilt für alle Körperregionen. Auch für die Halswirbelsäule.

Wenn ich eine neue Bewegung (zB Eiskunstlaufen) erlerne, mache ich das mit sehr viel Muskelaufwand (meine Bewegungen sind steif und wenig geschmeidig) In der Literatur wird dieses Phänomen als Einfrieren der Gelenke bezeichnet. Die Gelenkschutz ist sehr hoch. Beherrsche ich der Bewegung besser, "taue" meine Gelenke auf und ich bewegen mich geschmeidiger und mit weniger Muskelaufwand.

Lernt ein Kind mit 3.21 Trampolinspringen, dann am besten am Anfang ohne andere Kinder auf dem Trampolin.

Welches Kind soll Trampolin springen und welches nicht?
Ich würde schauen wie der Muskelspannung ist (sowohl aktiv als auch passiv). Ist dieser gut, werde ich durchaus auf dem Trampolin gehen.

Am wichtigsten für mich ist jedoch folgendes. Jedes Kind macht nur das, was ihm Freude bereitet. Ist das Kind und seine motorische Voraussetzungen mit dem Trampolin überfordert, wird es auch nicht gerne Trampolin springen.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass mehrere Kinder nicht gleichzeitig auf dem Trampolin springen sollen.

HG

Rob
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Andrea mit Roman
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Beitrag von Andrea mit Roman » 06.05.2012, 20:16

hallo Rob
ich habe gedacht, ich hätte mich schon längst bei dir für deine ausführliche Antwort bedankt, habe ich aber doch nicht gemacht, wie peinlich.
So gut erklärt hat mir das noch niemand.
Gerade auch dein Beispiel mit dem Fussverstauchen ist so wahr, das passiert immer dann,wenn man es nicht denkt und es so harmlos ist, sprich,wenn die Muskeln nicht draufeingestellt sind.

Roman sprint gerne Trampolin, hat sehr Freude daran, aber ich werde ihn, auch bestärkt durch deine Erklärungen, nur alleine Springenlassen. Ich weiss,dass er im Ruhezustand schwache Muskulatur hat und er hat auch lasche Bänder (Knicksenkfuss),ist sehr überbeweglich in allen Gelenken. Wenn er erregt ist und aktiv ist, sind seine Muskeln bis in die Fingerspitzen gespannt.

Manchmal ist dieser Entscheid, ihhn ur alleine springen zu lassen, zwar etwas schade, gerade in unserem Quartier springen immer mehrere Kinder gleichzeitg auf dem Trampolin.
Wir haben eines mit Gummseilen und Netz im Haus drin, da kann er ganz für sich alleine springen, hört gerne Musik dazu und hat viel Spass daran.
Auch seine zuvor ganz dünnen Oberschenkel (Ich habe mir schon öfters überlegt gehabt, ob er eine Muskelschwundkrankheit hat) sind dadurch sichtbar kräftiger geworden!

Ich habe schon gesehen,wie Nachbarn ihre ganz kleinen Kinder am Rand sitzen lassen,wenn die grösseren Springen und dann wechseln sie wieder ab.
Bekommt z.B. Roman,wenn er am Rand vom Trampolin sitzten würde, auch noch Schläge ab, so dass sich seine Muskulatur nicht einstellen kann?
Viele Grüsse
Herzliche Grüsse
Andrea mit Roman (5/2000), DS, und grossem Bruder (97)

Rob van Berkum
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Beitrag von Rob van Berkum » 07.05.2012, 17:49

Hi Andrea & Roman,

Wenn Roman schon so gut Trampolin springt wie du beschreibst, solltest du mal auf folgendes achten. Beim motorisches Lernen ist es am Anfang nur möglich sich mit der Bewegung zu befassen. Ein Bespiel: Nach der erste Autofahrstunde ist es in der Regel nicht möglich zu beschreiben wo entlang gefahren worden ist. Auch während der Stunde war eine Konversation mit dem Fahrlehrer undenkbar gewesen.

Bei Roman wird es ählich sein. Am Anfang kann er nur Trampolinspringen.... und nur Trampolinspringen. Sobald der Bewegung automatisiert ist, wird Roman in der Lage sein sein Umgebung bewusster wahr zu nehmen. Gleichzeitiges springen und reden/ singen geht plötzlich auch.

Ab diesem Moment könnte Roman zusammen mit ein zweites Kind auf einem Trampolin springen lassen. Jedoch am Anfang nur unter Aufsicht, und genau beobachten wie es Roman dabei geht.

Am Rande sitzen... Da musst du mich helfen. Sitz Roman auf dem Springtuch, oder sitzt er auf den Federn?

LG
Rob van Berkum
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Trampolinspringen

Beitrag von Andrea mit Roman » 12.06.2012, 21:09

Danke Rob, ich war lange nicht im Forum-Pfingstferien und Roman Geburtstag standen an.
Das mit dem Automatisieren von Bewegungen habe ich selber noch gut in Erinnerung beim Autofahren lernen vor vielen Jahren; da konnte ich anfangs auch nicht sprechen oder Musikhören.

Roman springt gut alleine auf dem Trmapolin, schlenkert auch ein Tüchli dazu, singt , ruft mich oder dreht sich im Kreise.

Mit am Rande sitzen und zuschauen meine ich: Roman würde innerhalb des Fangnetzes auf der Federabdeckung sitzen= aussen am Trampolinkreis, nicht auf dem Sprungtuch, und dort warten, bis das andere Kind Pause macht und er springen würde. So habe ich es bei den Nachbarskindern gesehen, die noch kleiner sind.

liebe Grüsse.
Herzliche Grüsse
Andrea mit Roman (5/2000), DS, und grossem Bruder (97)

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Beitrag von Rob van Berkum » 13.06.2012, 11:35

So zu sitzen sollte ohne Probleme möglich sein. Vielleicht mal Nachfragen ob Roman die Schwingungen im sitzen am Rücken spürt.

LG

Rob
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