Integration - Rückblick Primarschule, Ausblick Oberstufe
Verfasst: 20.08.2010, 09:50
Hoi zäme
Wie schon lange versprochen, will auch ich wieder einmal von Romans Integration in der Regelschule berichten.
Roman beginnt nächsten Monat die erste Oberstufe in der 1. Sek A! Er wird weiterhin im Schulhaus Milchbuck http://www.milchbuck.ch, in dem er die Primarschule besucht hat, integriert. Wir sind bisher sehr glücklich, wie die Integration gelaufen ist und gespannt, wie es auf der Oberstufe weitergeht! Es gibt ja kaum Erfahrungen zur Integration in der Oberstufe und die wenigen sind nicht unbedingt durchgängig positiv. Aber Roman freut sich riesig auf die Oberstufe und vor allem auf die Mädels da
Wir haben erlebt, wie das Schulhaus-Team an den Integrationserfahrungen gewachsen ist und Kompetenzen gewonnen hat. Während am Anfang eher Skepsis stand, ist das Schulhaus nun ein Vorzeige-Schulhaus geworden. Alle Lehrerinnen, die mit Roman erste Erfahrungen gemacht haben, machen mit Integrationen weiter! Das freut uns sehr!
Wir haben sowohl von der Heilpädagogischen Schule wie von der Schulpflege und vom Schulhaus-Team immer sehr viel Goodwill erlebt! Wie uns öfter zurückgemeldet wurde, war das durchaus auch von unserer Seite so. Wenn ich den Eindruck habe, dass die Integration in den ersten 9 Jahren glatt verlaufen ist, so hat das sicher nicht damit zu tun, dass es keine Probleme zu lösen gab, sondern dass alle Beteiligten diese Probleme oft mit viel Humor und Phantasie angepackt haben und nicht damit zu beweisen versuchten, dass Integration nicht möglich ist!
Die grössten Herausforderungen der bisherigen Integration lagen nicht bei der Frage, wie sich Roman schulisch integrieren lässt - es waren immer wieder soziale Probleme, die es zu lösen galt, hauptsächlich ausserhalb des Schulzimmers. Während der Mittelstufe drohte Roman, ins soziale Abseits zu geraten, die Heilpädagogin hat aber intensiv mit ihm und der Klasse daran gearbeitet, so dass Roman nun am Ende der Primarschule auch sozial wieder gut integriert war. Er gehörte zu einem Bubenquartett, das sich auch in der Freizeit öfter gesehen hat.
Zum Abschluss der Mittelstufe führte die Klasse ein Theaterstück vor, das sie in den letzten 2-3 Monaten erarbeitet hatte. Es war für mich sehr berührend zu sehen, wie selbstverständlich Roman darin mitagierte und überhaupt nicht als besondereres Kind auffiel (alle waren besonders!)! Überhaupt war Romans Klasse beeindruckend sozial, auch andere Kinder, die vielleicht in einer anderen Klasse herausgefallen und gemobbt worden wären, fanden ihren Platz darin! Sie hat definitiv besondere Kompetenzen erworben...
Die Mittelstufe hatte mit einer Doppelintegration begonnen, so dass die Heilpädagogin 16 Lektionen in der Klasse dabei war. Leider zog der andere Junge nach der 4. Klasse um, so dass Roman alleine zurückblieb. Trotzdem erhielt er immer noch 12 Lektionen heilpädagogische Unterstützung, dazu kamen in der 5. Klasse noch eine und in der 6. 2 Stunden Logopädie, davon eine im Klassenverband. Die restlichen Lektionen besuchte er nur zum Teil, wir hatten den Eindruck, das reduzierte Pensum reiche ihm vollauf.
Um ihn auch lebenspraktisch fördern zu können, gab es Versuche, ihn ein Mal wöchentlich vor dem Mittagessen im Hort mithelfen zu lassen. Hier fehlte aber definitiv jemand, der richtig Zeit für ihn hatte und ihn begleiten konnte, vor allem auch dann, wenn Roman grad keine Lust hatte das zu tun, was das Hortteam für ihn vorgesehen hatte.
Romans schulischer Stand nach 3 Jahren Kindergarten und 6 Jahren Primarschule:
- Mathematik: er bewegt sich - je nach Tagesform - besser oder schlechter im Zahlenraum 1-20, rechnet auch mal mit ganzen Hundertern
- Sprache: Roman liest einfach Erstlesetexte und versteht sie. Er liest auch mit Begeisterung schwierigere Texte, aber wohl ohne viel davon zu verstehen. Die Buchstaben kennt er auch schreibend schon länger, nun lernt er, die Laute zu hören und zu schreiben, was er hört. Auch das ist stark von der Tagesform abhängig und geht mal super, mal fast überhaupt nicht. Neu hat er gelernt, auf seinem Handy statt wilder, zufälliger Buchstabenfolgen, sinnvolle SMS zu schreiben. *stolzbin*
- Turnen: Hier war es offenbar nie schwierig, Roman zu integrieren. Er leistet selber die nötige Integrationsarbeit und passt, wo nötig, die Turnübungen an. Was mich immer wieder fasziniert und berührt hat: Bei Mannschaftsspielen war Roman ganz selbstverständlich dabei, und wenn seine Mannschaft verlor, schob das niemand auf Roman. Hier hat auch die Klasse eine grossartige Integrationsarbeit geleistet und - wo nötig - für ihn Ausnahmen bei Regeln "bewilligt". Am schwierigsten zu bewältigen waren die Situationen in der Garderobe, in der so einiges abging und von den Lehrerinnen nicht dauerüberwacht werden konnten. Das hat uns durch die ganze Schulzeit beschäftigt, und wir haben Roman bis zum Schluss mit "Turnpunkten" gestützt, die er erhielt, wenn alles gut ging. Bei einer bestimmten Anzahl Punkten gab es ein Geschenk, das er selber ausgesucht hatte.
- Mensch & Umwelt: Auch hier war die Integration dank der Arbeit der Heilpädagogin nicht so schwierig. Roman hat an den gleichen Themen, z.T. aber an anderen Inhalten gearbeitet. Seine Vorträge (über Deep Purple, Spinnen und anderes) wurden gut aufgenommen und haben ihm grosse Freude gemacht!
- Selbständigkeit: Roman geht selbständig zur Schule, über eine belebte Strasse mit Trams und Autos aus beiden Richtungen. Für die Musikschule wechselt er das Schulhaus und kommt selbständig nach Hause. Seit fast 2 Jahren hat er ein Handy, was uns das Loslassen etwas erleichtert. Ins Fussball will er nicht selbständig gehen, was aber wohl nicht daran liegt, dass er Busfahren muss, sondern er fühlt sich nicht so wohl und aufgehoben, dass er unbedingt hingehen möchte. In anderen Situationen ist er ganz begeistert, wenn er alleine gehen kann, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diesen Sommer hat er endlich auch gelernt, selber Velo zu fahren, aber alleine würden wir ihn noch nirgends hinfahren lassen.
Wenn Ihr zur Integration auf der Unter- oder Mittelstufe noch Fragen habt, geben wir gerne Auskunft.
In der Oberstufe ist nun wieder eine Doppelintegration möglich. Roman wird nur ein Teilpensum haben, wir beginnen mit Schule am Vormittag (begleitet) und an einem Nachmittag (unbegleitet). Zusammen mit Mittagessen im Hort ein Mal wöchentlich, Fussball-Training der heilpädagogischen Schule und Musikunterricht in der Züricher Jugendmusikschule, denken wir, für den Start ist er gut ausgelastet. Wenn er sich gut eingelebt hat und gerne mehr zur Schule gehen möchte, können wir einen zweiten Nachmittag dazunehmen. Auf keinen Fall ist unser Ziel, dass Roman den gesamten Unterricht von 36! Wochenstunden besucht... Ich versuche, Euch etwas schneller mal wieder zu berichten, wie sich die Integration auf der Oberstufe anlässt.
Jetzt aber zuerst ab ins Wochenende!
Ursula
Wie schon lange versprochen, will auch ich wieder einmal von Romans Integration in der Regelschule berichten.
Roman beginnt nächsten Monat die erste Oberstufe in der 1. Sek A! Er wird weiterhin im Schulhaus Milchbuck http://www.milchbuck.ch, in dem er die Primarschule besucht hat, integriert. Wir sind bisher sehr glücklich, wie die Integration gelaufen ist und gespannt, wie es auf der Oberstufe weitergeht! Es gibt ja kaum Erfahrungen zur Integration in der Oberstufe und die wenigen sind nicht unbedingt durchgängig positiv. Aber Roman freut sich riesig auf die Oberstufe und vor allem auf die Mädels da
Wir haben erlebt, wie das Schulhaus-Team an den Integrationserfahrungen gewachsen ist und Kompetenzen gewonnen hat. Während am Anfang eher Skepsis stand, ist das Schulhaus nun ein Vorzeige-Schulhaus geworden. Alle Lehrerinnen, die mit Roman erste Erfahrungen gemacht haben, machen mit Integrationen weiter! Das freut uns sehr!
Wir haben sowohl von der Heilpädagogischen Schule wie von der Schulpflege und vom Schulhaus-Team immer sehr viel Goodwill erlebt! Wie uns öfter zurückgemeldet wurde, war das durchaus auch von unserer Seite so. Wenn ich den Eindruck habe, dass die Integration in den ersten 9 Jahren glatt verlaufen ist, so hat das sicher nicht damit zu tun, dass es keine Probleme zu lösen gab, sondern dass alle Beteiligten diese Probleme oft mit viel Humor und Phantasie angepackt haben und nicht damit zu beweisen versuchten, dass Integration nicht möglich ist!
Die grössten Herausforderungen der bisherigen Integration lagen nicht bei der Frage, wie sich Roman schulisch integrieren lässt - es waren immer wieder soziale Probleme, die es zu lösen galt, hauptsächlich ausserhalb des Schulzimmers. Während der Mittelstufe drohte Roman, ins soziale Abseits zu geraten, die Heilpädagogin hat aber intensiv mit ihm und der Klasse daran gearbeitet, so dass Roman nun am Ende der Primarschule auch sozial wieder gut integriert war. Er gehörte zu einem Bubenquartett, das sich auch in der Freizeit öfter gesehen hat.
Zum Abschluss der Mittelstufe führte die Klasse ein Theaterstück vor, das sie in den letzten 2-3 Monaten erarbeitet hatte. Es war für mich sehr berührend zu sehen, wie selbstverständlich Roman darin mitagierte und überhaupt nicht als besondereres Kind auffiel (alle waren besonders!)! Überhaupt war Romans Klasse beeindruckend sozial, auch andere Kinder, die vielleicht in einer anderen Klasse herausgefallen und gemobbt worden wären, fanden ihren Platz darin! Sie hat definitiv besondere Kompetenzen erworben...
Die Mittelstufe hatte mit einer Doppelintegration begonnen, so dass die Heilpädagogin 16 Lektionen in der Klasse dabei war. Leider zog der andere Junge nach der 4. Klasse um, so dass Roman alleine zurückblieb. Trotzdem erhielt er immer noch 12 Lektionen heilpädagogische Unterstützung, dazu kamen in der 5. Klasse noch eine und in der 6. 2 Stunden Logopädie, davon eine im Klassenverband. Die restlichen Lektionen besuchte er nur zum Teil, wir hatten den Eindruck, das reduzierte Pensum reiche ihm vollauf.
Um ihn auch lebenspraktisch fördern zu können, gab es Versuche, ihn ein Mal wöchentlich vor dem Mittagessen im Hort mithelfen zu lassen. Hier fehlte aber definitiv jemand, der richtig Zeit für ihn hatte und ihn begleiten konnte, vor allem auch dann, wenn Roman grad keine Lust hatte das zu tun, was das Hortteam für ihn vorgesehen hatte.
Romans schulischer Stand nach 3 Jahren Kindergarten und 6 Jahren Primarschule:
- Mathematik: er bewegt sich - je nach Tagesform - besser oder schlechter im Zahlenraum 1-20, rechnet auch mal mit ganzen Hundertern
- Sprache: Roman liest einfach Erstlesetexte und versteht sie. Er liest auch mit Begeisterung schwierigere Texte, aber wohl ohne viel davon zu verstehen. Die Buchstaben kennt er auch schreibend schon länger, nun lernt er, die Laute zu hören und zu schreiben, was er hört. Auch das ist stark von der Tagesform abhängig und geht mal super, mal fast überhaupt nicht. Neu hat er gelernt, auf seinem Handy statt wilder, zufälliger Buchstabenfolgen, sinnvolle SMS zu schreiben. *stolzbin*
- Turnen: Hier war es offenbar nie schwierig, Roman zu integrieren. Er leistet selber die nötige Integrationsarbeit und passt, wo nötig, die Turnübungen an. Was mich immer wieder fasziniert und berührt hat: Bei Mannschaftsspielen war Roman ganz selbstverständlich dabei, und wenn seine Mannschaft verlor, schob das niemand auf Roman. Hier hat auch die Klasse eine grossartige Integrationsarbeit geleistet und - wo nötig - für ihn Ausnahmen bei Regeln "bewilligt". Am schwierigsten zu bewältigen waren die Situationen in der Garderobe, in der so einiges abging und von den Lehrerinnen nicht dauerüberwacht werden konnten. Das hat uns durch die ganze Schulzeit beschäftigt, und wir haben Roman bis zum Schluss mit "Turnpunkten" gestützt, die er erhielt, wenn alles gut ging. Bei einer bestimmten Anzahl Punkten gab es ein Geschenk, das er selber ausgesucht hatte.
- Mensch & Umwelt: Auch hier war die Integration dank der Arbeit der Heilpädagogin nicht so schwierig. Roman hat an den gleichen Themen, z.T. aber an anderen Inhalten gearbeitet. Seine Vorträge (über Deep Purple, Spinnen und anderes) wurden gut aufgenommen und haben ihm grosse Freude gemacht!
- Selbständigkeit: Roman geht selbständig zur Schule, über eine belebte Strasse mit Trams und Autos aus beiden Richtungen. Für die Musikschule wechselt er das Schulhaus und kommt selbständig nach Hause. Seit fast 2 Jahren hat er ein Handy, was uns das Loslassen etwas erleichtert. Ins Fussball will er nicht selbständig gehen, was aber wohl nicht daran liegt, dass er Busfahren muss, sondern er fühlt sich nicht so wohl und aufgehoben, dass er unbedingt hingehen möchte. In anderen Situationen ist er ganz begeistert, wenn er alleine gehen kann, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diesen Sommer hat er endlich auch gelernt, selber Velo zu fahren, aber alleine würden wir ihn noch nirgends hinfahren lassen.
Wenn Ihr zur Integration auf der Unter- oder Mittelstufe noch Fragen habt, geben wir gerne Auskunft.
In der Oberstufe ist nun wieder eine Doppelintegration möglich. Roman wird nur ein Teilpensum haben, wir beginnen mit Schule am Vormittag (begleitet) und an einem Nachmittag (unbegleitet). Zusammen mit Mittagessen im Hort ein Mal wöchentlich, Fussball-Training der heilpädagogischen Schule und Musikunterricht in der Züricher Jugendmusikschule, denken wir, für den Start ist er gut ausgelastet. Wenn er sich gut eingelebt hat und gerne mehr zur Schule gehen möchte, können wir einen zweiten Nachmittag dazunehmen. Auf keinen Fall ist unser Ziel, dass Roman den gesamten Unterricht von 36! Wochenstunden besucht... Ich versuche, Euch etwas schneller mal wieder zu berichten, wie sich die Integration auf der Oberstufe anlässt.
Jetzt aber zuerst ab ins Wochenende!
Ursula