Leserbrief in "Wir Eltern"
Verfasst: 26.11.2010, 14:03
Ich habe heute die neuste Ausgabe von "Wir Eltern" erhalten.
In der letzten Ausgabe von „Wir Eltern“ war unter anderem das Thema „Glück jenseits der Perfektion“
Wie in jeder Ausgabe ist auch in der jetzigen Ausgabe die Rubrik Leserbriefe abgedruckt. Dort habe ich mit grossem Entsetzen den Beitrag „eine schwerwiegende Entscheidung gelesen“. In mir steigt noch jetzt so eine Wut und Trauer auf, dass ich schreien könnte. Nicht etwa darüber, dass eine Familie dazu steht ihr Kind abgetrieben zu haben, nein, sondern dass es anscheinend nach wie vor Genetiker/innen gibt, die keine Ahnung über Menschen mit dem Down-Syndrom haben und so verehrende Aussagen von sich geben.
Oder lebe ich etwa in einer falschen Illusion?
Da steht geschrieben (ich habe mir erlaubt den ganzen Artikel abzuschreiben):
Vielen Dank für den interessanten Artikel. Leider bin ich eine von diesen 92 Prozent Frauen, die sich bei der Diagnose Trisomie 21 für einen Abbruch entschieden hat. Seit dieser Diagnose ist in unserem Leben nichts mehr wie es war. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an unseren Sohn denke oder mir vorwerfe, mein eigenes Kind umgebracht zu haben. Trotzdem bereue ich unseren Entscheid nicht. Wir haben eine gesunde 3-jährige Tochter und uns intensiv mit dem Gedanke beschäftigt, was es bedeuten würde, unseren Sohn zur Welt zu bringen. Da die Nackenfalte bei ihm eindeutig zu dick war, wurde angenommen, dass er eine schwerere Behinderung hat (u.a. Herzfehler). Unsere Tochter hätte in Zukunft wahrscheinlich grösstenteils auf unsere Zuwendung und Geduld verzichten müssen. Ich bin zwar ein geduldiger Mensch, doch ein Kind, das Intensivpflege braucht, zu betreuen und gleichzeitig einem gesunden Kind gerecht zu werden- ich wäre wohl jeden Tag na meine Grenzen gestossen. Die Voraussetzung für eine Abtreibung ist ein Gespräch mit einem Genetiker. Diese hat uns klar informiert, dass viele Kinder während der Schwangerschaft, direkt nach der Geburt oder in den ersten 10 Jahren sterben, da es sich bei Trisomie 21 um eine mittelschwere Behinderung handelt. Ab 30 folgen Demenzkrankheiten wie Alzheimer. Das Risiko, dass unser Kind viel Zeit im Krankenhaus hätte verbringen müssen, wäre sehr gross gewesen. Man setzt immer voraus, dass Trosimie-21-Kinder glücklich und zufrieden sind. Aber diejenigen, die wir sehen, sind die wenigsten. Die meisten sind pflegebedürftig und benötigen intensive Betreuung. Irgendwann wären mein Mann und ich nicht mehr da und unsere Tochter müsste ihren Bruder weiterbetreuen. Und könnte ich den Tod meines Sohnes verkraften, wenn er nur 5 oder 10 Jahre alt geworden wäre? An Ihrem Bericht haben mir genauso diese Ausführungen gefehlt. Uns ging es nie darum, ein „perfektes“ Kind zu wollen. Ich war auch überzeugt, niemals ein behindertes Kind abtreiben zu können. Aber wenn man dann in der 12. Woche mit dieser Diagnose konfrontiert wird und einem bewusst wird, wie das Leben für die Familie verlaufen könnte, überdenkt wohl JEDER nochmals seine Überzeugung, NIEMALS eine Abtreibung durchzuführen. Das Schlimmste ist, das es ein Tabuthema ist und wir fas niemandem in unserem Bekanntenkreis die Wahrheit erzählen können. Ich hoffe, mit meinem Leserbrief noch eine andere Seite aufgezeigt zu haben, die in ihrem Bericht zu kurz kam.
In der letzten Ausgabe von „Wir Eltern“ war unter anderem das Thema „Glück jenseits der Perfektion“
Wie in jeder Ausgabe ist auch in der jetzigen Ausgabe die Rubrik Leserbriefe abgedruckt. Dort habe ich mit grossem Entsetzen den Beitrag „eine schwerwiegende Entscheidung gelesen“. In mir steigt noch jetzt so eine Wut und Trauer auf, dass ich schreien könnte. Nicht etwa darüber, dass eine Familie dazu steht ihr Kind abgetrieben zu haben, nein, sondern dass es anscheinend nach wie vor Genetiker/innen gibt, die keine Ahnung über Menschen mit dem Down-Syndrom haben und so verehrende Aussagen von sich geben.
Oder lebe ich etwa in einer falschen Illusion?
Da steht geschrieben (ich habe mir erlaubt den ganzen Artikel abzuschreiben):
Vielen Dank für den interessanten Artikel. Leider bin ich eine von diesen 92 Prozent Frauen, die sich bei der Diagnose Trisomie 21 für einen Abbruch entschieden hat. Seit dieser Diagnose ist in unserem Leben nichts mehr wie es war. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an unseren Sohn denke oder mir vorwerfe, mein eigenes Kind umgebracht zu haben. Trotzdem bereue ich unseren Entscheid nicht. Wir haben eine gesunde 3-jährige Tochter und uns intensiv mit dem Gedanke beschäftigt, was es bedeuten würde, unseren Sohn zur Welt zu bringen. Da die Nackenfalte bei ihm eindeutig zu dick war, wurde angenommen, dass er eine schwerere Behinderung hat (u.a. Herzfehler). Unsere Tochter hätte in Zukunft wahrscheinlich grösstenteils auf unsere Zuwendung und Geduld verzichten müssen. Ich bin zwar ein geduldiger Mensch, doch ein Kind, das Intensivpflege braucht, zu betreuen und gleichzeitig einem gesunden Kind gerecht zu werden- ich wäre wohl jeden Tag na meine Grenzen gestossen. Die Voraussetzung für eine Abtreibung ist ein Gespräch mit einem Genetiker. Diese hat uns klar informiert, dass viele Kinder während der Schwangerschaft, direkt nach der Geburt oder in den ersten 10 Jahren sterben, da es sich bei Trisomie 21 um eine mittelschwere Behinderung handelt. Ab 30 folgen Demenzkrankheiten wie Alzheimer. Das Risiko, dass unser Kind viel Zeit im Krankenhaus hätte verbringen müssen, wäre sehr gross gewesen. Man setzt immer voraus, dass Trosimie-21-Kinder glücklich und zufrieden sind. Aber diejenigen, die wir sehen, sind die wenigsten. Die meisten sind pflegebedürftig und benötigen intensive Betreuung. Irgendwann wären mein Mann und ich nicht mehr da und unsere Tochter müsste ihren Bruder weiterbetreuen. Und könnte ich den Tod meines Sohnes verkraften, wenn er nur 5 oder 10 Jahre alt geworden wäre? An Ihrem Bericht haben mir genauso diese Ausführungen gefehlt. Uns ging es nie darum, ein „perfektes“ Kind zu wollen. Ich war auch überzeugt, niemals ein behindertes Kind abtreiben zu können. Aber wenn man dann in der 12. Woche mit dieser Diagnose konfrontiert wird und einem bewusst wird, wie das Leben für die Familie verlaufen könnte, überdenkt wohl JEDER nochmals seine Überzeugung, NIEMALS eine Abtreibung durchzuführen. Das Schlimmste ist, das es ein Tabuthema ist und wir fas niemandem in unserem Bekanntenkreis die Wahrheit erzählen können. Ich hoffe, mit meinem Leserbrief noch eine andere Seite aufgezeigt zu haben, die in ihrem Bericht zu kurz kam.